Themen-Reihe: Nachhaltigkeit bei der Fleischerei Bechtel, Teil 2: Effizienz in der Produktion
2. Teil unserer Themen-Reihe : "Nachhaltigkeit bei der Fleischerei Bechtel"
Hier möchten wir Euch einen Einblick in die Produktionsprozesse sowie in die Arbeit hinter den Kulissen bei der Fleischerei Bechtel und des gesamten Fleischerhandwerks ermöglichen!
In mehreren Teilen soll transparent aufgezeigt werden, wie nachhaltig in den Betrieben des Fleischerhandwerks allgemein aber auch speziell in unserem Betrieb gearbeitet wird!
Teil II: Effizienz in der Produktion
Effizienz beschreibt die Kostensenkung unter einer verbesserten Nutzung, der in der Produktion verwendeten Ressourcen, wodurch die Nachhaltigkeit in Betrieben vorangetrieben wird (Rohn, 2012, S. 136). Darunter wird verstanden, dass mehr Output unter einem geringeren Ressourcenverbrauch produziert wird (Ulvenblad, Ulvenblad und Tell, 2019, S. 8; S.17). Des Weiteren sichert Effizienz durch Kosteneinsparung die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen, aber auch der Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft ist positiv, da eine Verbesserung der Qualität und energiesparende Technologien angestrebt werden (Rohn 2012, S. 136). Im Nachfolgenden werden einige Lösungen vorgestellt, die die Effizienz vor allem in den Bereichen Strom und Wärme in Fleischereien steigern.
Fleischereien brauchen Wärme für die Gebäudeheizung und das Warmwasser. Insbesondere aber für den Kochkessel, Reinigung, Sanitäranlagen und in Form von Dampf für indirekt beheizte Koch- und Räucheranlagen (ZDH, 2019). Eine Reduzierung des Energieverbrauchs kann zum einen durch ein Blockheizkraftwerk herbeigeführt werden, bei dem das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Anwendung findet. Mit Hilfe dieser Technik wird elektrische Energie und gleichzeitig Wärme erzeugt (ASUE, 2010, S. 4). Ein Blockheizkraftwerk, wie es auch in der Fleischerei Bechtel vorhanden ist, besteht hauptsächlich aus drei Bestandteilen. Dabei fungiert ein Verbrennungsmotor als Antriebsaggregat, ein Generator wird zur Stromerzeugung verwendet und mittels einem Wärmeüberträger kommt es zur Wärmeauskopplung (ebenda, S. 8). Die Wärme entsteht zum einen durch die Abgase des Verbrennungsmotors und zum anderen durch das Motorkühlwasser (ebenda, S. 12). Im Vergleich zur getrennten konventionellen Strom- und Wärmeerzeugung aus Kohlekraftwerken bzw. einem Heizkessel, der mit Heizöl betrieben wird, kann durch die Verwendung eines Blockheizkraftwerk ein erheblicher Anteil an fossile Brennstoffe eingespart werden, da der Wirkungsgrad höher ist als bei einer getrennten Erzeugung von Wärme und Strom. Durch den verringerten Einsatz von fossilen Energieträgern kommt es dementsprechend auch zu einer Reduzierung der CO2- und Schadstoffemissionen, wobei mit der Verwendung von Erdgas am wenigsten CO2 gebildet wird (ebenda, S.8 f.).
Die erzeugte Wärme kann direkt für die oben genannten Prozesse genutzt werden, wodurch keine alternative Heizung mehr benötigt wird. Außerdem konnte in einem Modellbetrieb durch den Neubau eines Blockkraftwerkes 9500 kWh Strom eingespart werden, was einer CO2-Einspahrung von 5,63 Tonnen pro Jahr entspricht (Umweltzentrum des Handwerks Thüringen, 2021 a). Ein weiterer Ansatz für eine effizientere Wärmeversorgung ist die Wärmerückgewinnung der Kälteanlagen, bei der die aus den Kühlräumen entzogene Wärme genutzt wird um Wasser in einem Speicher zu erwärmen (Umweltzentrum des Handwerks Thüringen, 2021 b).
Die steigende Preise für Strom stellen eine hohe Belastung für Fleischereien, die als energieintensive Betriebe gelten, dar. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken investierte ein Fleischer aus Mittelfranken in eine Photovoltaikanlage und nutzt den erzeugten Strom weitestgehend selbst. Die 92 Module produzieren jährlich 30.000 kWh, wodurch der Jahresbedarf an Strom des Betriebes gedeckt wird. Der Solarstrom kann nur am Tag produziert werden, jedoch verbraucht die Fleischerei für Kühlräume bspw. auch nachts Energie. Dafür fließt ein Teil des erzeugten Stroms in ein Speichermodul, der für Beleuchtung und kleine elektrische Geräte verwendet wird. Der restliche Strom der nachts gebraucht wird muss der Betriebsleiter zukaufen. Zurzeit kann der Betrieb rund 56% des produzierten Stroms selbst nutzen. Die restlichen 44% werden aufgrund der fehlenden Speicherkapazität ins öffentliche Netz eingespeist. Der Hersteller gibt für die Solarzellen eine Lebensdauer von circa 35 Jahren an, wobei die Amortisationszeit der Anlage mit zehn bis zwölf Jahren berechnet ist. Das liegt vor allem daran, dass für den eingespeisten Strom 11,62 Cent pro kWh gezahlt wird, aber der zugekaufte Strom bei 24 Cent pro kWh kostet.
Vor der Inbetriebnahme muss bei der Bundes-Netzagentur eine Registrierung als neuer Stromerzeuger erfolgen und ein Vertrag mit einer Netzgesellschaft muss geschlossen werden für die Abrechnung.
Der Metzger kann auf einer App genau beobachten wie viel Strom in Echtzeit produziert wird, wie viel der Betrieb verbraucht und welche Menge gespeichert wird bzw. ins Netz fließt. Die Errichtung einer solchen Anlage bringt laut dem Installateur etliche Vorteile für Gewerbetreibende, denn die Vergütung für die Einspeisung in Höhe von 11,62 Cent ist für 20 Jahre festgelegt, es wird von einem günstigen Eigenstromverbrauch profitiert. Außerdem hat die Photovoltaikanlage auch eine positive Auswirkung auf die Umwelt, denn bereits bei einer Jahresproduktion von 3400 kWh können binnen 20 Jahre 55 Tonnen Schadstoffemissionen im Vergleich zur konventionellen Stromherstellung, eingespart werden (Buchmann, 2018).
Auch die Fleischerei Bechtel hat auf den Dächern ihres Produktionsgebäude Photovoltaikanlagen installiert.
Bei den genannten Maßnahmen geht es vor allem darum die Effizienz beim Strom- und Wärmeverbrauch zu steigern. Die Einführung von Blockheizkraftwerke und Photovoltaikanlagen minimieren den Bedarf an Primärenergie und den Kohlenstoffdioxidausstoß und wirken sich dadurch positiv auf den ökologischen Faktor der Nachhaltigkeit aus (BMBF, 2019, S. 70). Des Weiteren werden durch die Einsparung von Energie auch Kosten im Unternehmen gespart.
(c) Text Anna Maria Bechtel
Quellen:
Rohn, H. (2012): Nachhaltige Ernährungswirtschaft und Ernährung - Herausforderungen und Chancen für das Lebensmittelhandwerk. In: Bizer, K.; Haverkamp, K. (2012): Nachhaltigkeit im Handwerk. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien, No. 88. Duderstadt: Verlag Mecke Druck.
Ulvenblad, P., Ulvenblad P., Tell, J. (2019): An overview of sustainable business models for innovation in Swedish agri-food production. In: Journal of Integrative Environmental Sciences, Journal of Integrative Environmental Sciences, 16:1, S. 1-22.
Zentralverband des Deutschen Handwerk e.V. (ZDH) (2019): Die energieeffiziente Fleischerei. Online im Internet: https://www.energieeffizienz-handwerk.de/files/981/238706.pdf (Abfrage vom 17.04.2021).
Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) (2010): BHKW-Grundlagen. Hamburg: Verlag Rationeller.
Buchmann, H. (2018): Ein Tesla für die Nacht. In: Allgemeine Fleischerzeitung 43 vom 24.10.2018, S. 14-15.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2019): Bildung und Forschung als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft. Bonn.
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